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Auge in Auge mit der DR Big

Den «grossen Doktor» ins Netz gebracht
Besitzer ausgefallener Fahrzeuge kennen das Problem: Wo finde ich Infos, wie erreiche ich Gleichgesinnte? Das Internet eröffnet neue Möglichkeiten, die ein Windischer zur Gründung der «IG DR Big Schweiz» erfolgreich genutzt hat.
Begonnen hats mit einem Chopper, meint Walter Gräzer beinahe entschuldigend, wenn man ihn nach den Anfängen seiner Motorradleidenschaft fragt. Aber da war der Tank zu klein für grosse Strecken. Und die Enduro, die ich dann kaufte, war für Reisen zu zweit kaum zu brauchen. Als er dann 1988 die Möglichkeit zum Eintausch gegen eine orange-weisse DR Big 750 S - vom Volksmund «Doktor Big» oder der Frontansicht wegen hämisch «schwangere Bergente» getauft - hatte, griff er kurzentschlossen zu: «Optisch gefiel sie mir sowieso.» Und dass die Big für lange Fahrten bestens geeignet ist, konnte sie gleich bei einer Afrika-Reise unter Beweis stellen: «Die ersten Schrauben fielen an der Edel-Enduro meines Kollegen ab», erinnert sich Gräzer grinsend. «Meine Big überstand den Trip problemlos . . .»
Dass er heute schon seine zweite Big fährt, hat denn auch nichts mit der Zuverlässigkeit der Ersten zu tun: «Ich verkaufte meine Big nach 5 Jahren, um mir einen Sporttourer zuzulegen», erklärt Gräzer und meint lakonisch: «Was ein Fehler war.»

Motivation via Internet
Die Gelegenheit, den Tourer wieder gegen ein orange-weisses «Schnabeltier» Jahrgang 1988 einzutauschen, ergriff er im Frühjahr 1996 beim Schopf und liess sich von der Wiedersehensfreude zur Gründung eines Big-Klubs inspireren: «Ich verteilte überall Flugblätter, aber das Echo war gleich Null.» Womit das Thema erst mal gestorben war.
Der Anstoss zum Neustart kam letzten Sommer via E-Mail aus Deutschland. Einem Mitglied der «Interessengemeinschaft DR Big Deutschland waren die Big-Fotos auf der von Gräzer einst als Klubheft-Ersatz ins Leben gerufenen privaten Homepage www.topcase.ch aufgefallen. «Er schwärmte derart von einer IG DR Big Schweiz, dass ich meine Homepage um www.topcase.ch/dr-big erweiterte, erinnert sich der diesen Samstag 37-jährige Familienvater, der bei einem Wettinger Internet-Provider an vorderster Web-Front arbeitet. Und diesmal war dem Anlauf Erfolg beschieden: «Im Herbst hatten sich schon sieben Big-Fahrer bei mir gemeldet», blickt Gräzer zurück. Und seit dem Big-Treffen im Mai dieses Jahres in Nürnberg, wo spontan eine länderübergreifende Zusammenarbeit vereinbart wurde, zählt die IG bereits 18 Mitglieder von Biel bis in den Thurgau. «Fünf kamen allein bei der Jahresausfahrt Ende August hinzu», freut er sich.

Betont lockerer Rahmen
Worauf führt er das wachsende Interesse zurück? «Wir fahren alle den selben Töff und haben dadurch gemeinsame Interessen: Den Erfahrungsaustausch und das Zusammensein mit Gleichgesinnten», führt Gräzer aus. «Einen vollgepackten Jahreskalender gibt es nicht: Wer will, kommt zum Monatshöck im «Waldheim» Mülligen. Ausserdem besuchen wir jeweils im Frühjahr das Big-Treffen in Deutschland und führen im Spätsommer eines in der Schweiz durch, wo wir den Deutschen unser Land zeigen.»
Gerade dieser lockere Rahmen behage allen und habe selbst Leute überzeugt, die sonst keinem Töffklub angehöhren wollen: «Die einzige Verpflichtung ist der Jahresbeitrag von 10 Franken für Versandkosten, die anfallen, weil noch nicht alle via E-Mail zu erreichen sind.»
Der nächste Grossanlass ist das Big-Treffen im Mai 2000 in Rostock. Interessierte schauen auf www.topcase.ch/dr-big nach, kommen am 29. September ab 19.30 Uhr zum Monatshöck.

Badener Woche • Donnerstag, 9. September 1999
Franco Bassani

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